736/735 114 und 736/735 113 sind derzeit die beiden letzten noch aktiven Einheiten bei DB Netz. Am 31. Dezember 3126 treffen sich beide in Hanau.

Messzüge mit Wohngelegenheit …

Die Baureihen 725/726

Im Jahr 1974 entwickelte die Bundesbahn-Versuchsanstalt (VersA) Minden die Gleismesszüge der Baureihen 725/726, die aus umgebauten Schienenbussen und neu beschafften Steuerwagen entstanden. Trotz ihrer längst überholten Messtechnik sind von den ursprünglich fünf in Dienst gestellten Einheiten anno 2017 immer noch zwei im Einsatz.

Das bisschen Haushalt … Die aus ehemaligen 798 umgebauten Motorwagen 735 verfügen u. a. über einen kleine Küchenzeile.

Zur Erfassung verschiedener Parameter der Gleisanlagen wie Spurweite, Überhöhung, Radius und Verwindung gab es aufgrund zunehmender Streckenbelastung und Geschwindigkeiten bereits ab den dreißiger Jahren Bestrebungen, die Strecken mittels entsprechend hergerichteter Fahrzeuge zu vermessen, anstatt nur auf die augenscheinliche Kontrolle der Streckenläufer zu setzen. Die ersten Messfahrzeuge wurden entwickelt und zunächst meist in Form umgebauter Reisezugwagen realisiert.
Die Deutsche Bundesbahn entwickelte nach dem Zweiten Weltkrieg einen aus einem VT 98 und einem Beiwagen VS 98 bestehenden Gleismesszug, der jedoch ebenfalls bald nicht mehr ausreichte. Zum einen wuchs das zu vermessende Streckennetz kontinuierlich, gleichwohl stiegen auch die Geschwindigkeiten. 1974 entwickelte die VersA Minden daher den Gleismesstriebzug der Baureihen 725/ 726, mit dem die notwendigen Messintervalle im gesamten Bundesgebiet sichergestellt werden sollten.


Blick in den Arbeitsraum des Messwagens 736 113. Der große Tisch in der Mitte beherbergt die Messtechnik des Zuges.

Insgesamt fünf Einheiten

MBB lieferte insgesamt fünf antriebslose, mit Messtechnik ausgestattete Steuerwagen, die auf den Turmtriebwagen der Baureihen 701/702 basierten. Sie erhielten jedoch gegenüber den Turmtriebwagen verstärkte Wagenkästen und geänderte Federungen, um bei den Messergebnissen möglichst keine Abweichungen durch Schwingungen des Fahrzeugs während der Fahrt zu erzielen. Die Stromversorgung übernahm je ein Dieselaggregat im Motorwagen, welche im AW Kassel zeitgleich aus fünf Spenderfahrzeugen der Baureihe 798 hergerichtet wurden. In den Schienenbussen wurden schalldämmende Maßnahmen vorgenommen, ein Führerstand sowie mehrere Seitenfenster entfernt sowie Schlafabteile und ein kleiner Aufenthaltsraum mit Küchenzeile eingebaut. Die anschließend mittels einer Scharfenbergkupplung zusammengefügten Triebzüge wurden in Braunschweig, Nürnberg, Köln, Ingolstadt und Darmstadt stationiert. Nicht nur ausländische Bahnen griffen im Laufe der Zeit auf die Züge zurück, selbst bei der U-Bahn München wurde ab 1983 bis etwa 2013 einmal pro Jahr die Gleisgeometrie vermessen. Hierzu kam dann jedoch nur die Messeinheit der Baureihe 726 zum Einsatz, die dann von einer MVG-eigenen Akkulok gezogen wurde. Die Stromversorgung wurde mittels einem auf einem Flachwagen mitgeführten Dieselaggregat hergestellt.

Noch zwei aktive 735/736


Die 735/736 sind mittels Scharfenbergkupplung miteinander verbunden.

Da die mechanische Messtechnik aus drei unter dem Fahrzeug angebrachten Messachsen in den letzten Jahren wie vieles andere von digitaler Technik überholt wurde und auch die Messgeschwindigkeit von 80 km/h in vielen Fällen oft nicht mehr ausreichend ist, wurden die 725/726 in den letzten Jahren zunehmend entbehrlich. Bereits ein Jahr nach Indienststellung der 725/726 bestellte die DB 1975 den aus der Baureihe 614 abgeleiteten Gleismesstriebzug 719 001/501, welcher per Ultraschall die Gleise vermisst. Weitere Fahrzeuge folgten, jeweils immer mit dem aktuellsten Stand der Technik fortschreitend, so dass man schließlich 1999 die Einheit 725/726 001 abstellte und zerlegte.

Die Einheiten 725/726 003 und 005 hielten sich noch einige Jahre länger und stehen immer noch als Ersatzteilspender im Netinera-Werk Neustrelitz. Aktuell sind nur noch 725/726 002 und 004 im Einsatz. Zugehörig sind die verbliebenen Fahrzeuge zu DB Netz Instandhaltung mit Sitz in Minden (Westf) und kommen nach wie vor im gesamten Bundesgebiet zum Einsatz. Durch den neu entwickelten, auf der Innotrans 2014 von Plasser & Theurer vorgestellten Gleismesstriebzug 725 101/ 726 101, der inzwischen im Einsatz ist, kann voraussichtlich ab Juli 2017 auch auf 725/726 004 verzichtet werden. Lediglich der seit vielen Jahren regelmäßig in Hanau abgestellte 725/726 002, der zuletzt am 20. Januar 2014 hauptuntersucht wurde, soll noch einige Jahre im Bestand bleiben, bevor er – nach jetzigem Stand – einen Platz im Südwestfälischen Eisenbahnmuseum in Siegen bekommen wird. Am 21. Dezember 2016 wurde der Zug zu Blecharbeiten und Neulackierung nach Neustrelitz überführt. Stellvertretend dient 725/726 004 in Hanau als Ersatzfahrzeug für die anstehenden Messfahrten.


735/736 113 soll noch einige Jahre im Einsatz bleiben. Am 28. Mai ist der Messzug bei der Hafenbahn Frankfurt zu Gast, deren Werkstatt für eine kleinere Reparatur genutzt wurde. Gut zu erkennen ist auf der Aufnahme der Höhenunterschied zwischen dem niedrigeren Motorwagen 735 und dem höheren Messwagen 736.